Inklusion
Konzept zur Umsetzung der Inklusion an der GS Stockhausenstraße
Allgemein
Unsere Leitgedanken:
Wir sind bunt!
Für uns sind alle Menschen gleich wertvoll.
Wir respektieren und schätzen Individualität.
Wir erkennen und nutzen die Stärken jedes Einzelnen.
Unter Inklusion verstehen wir den gemeinsamen Unterricht aller Kinder unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund, Geschlecht und Begabung. Das bedeutet, dass alle Schüler:innen in Kooperation miteinander an und mit gemeinsamen Inhalten, Themen und Gegenständen auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau lernen und arbeiten. Entsprechend berücksichtigt der Unterricht das unterschiedliche individuelle Lernvermögen und Lerntempo der Kinder. Wir unterscheiden zwischen zielgleicher und zieldifferenter Beschulung.
Zielgleich werden Kinder unterrichtet, die nach den Kerncurricula der Grundschule beschult werden. Dazu gehören auch Kinder mit Einschränkungen in folgenden Bereichen: Sprache, Sehen, Hören, körperliche und sozial-emotionale Entwicklung.
Kinder mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Bereich des Lernens (L) oder der Geistigen Entwicklung (GE) werden zieldifferent unterrichtet.
Durch verschiedene gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise Projekte (Tanzen, Zirkus, Projekttage), Ausflüge, Klassenfahrten und Feste sowie dem Angebot „gesundes Frühstück“ fördern wir ein gutes Schulklima und eine inklusive Schulgemeinschaft.
Personelle Ressourcen
Im Rahmen der sonderpädagogischen Grundversorgung erhält jede Klasse 2 Förderschullehrkraftstunden pro Woche. Schüler:innen mit Einschränkungen in den Bereichen Sprache, Sehen, Hören, körperliche und sozial-emotionale Entwicklung werden außerdem häufig vom mobilen Dienst der entsprechenden Förderschule unterstützt. Zusätzliche Förderschullehrkraftstunden sind für Kinder mit einem Förderbedarf im Bereich GE vorgesehen. Dieser Stundenumfang ist abhängig von der aktuellen Unterrichtsversorgung durch Förderschullehrkräfte. Viele Schüler:innen mit diesem Unterstützungsbedarf werden außerdem von einer Schulassistenzkraft unterstützt. Diese haben an unserer Schule immer auch die gesamte Lerngruppe im Blick, um eine Sonderrolle für das zu begleitende Kind zu vermeiden. Außerdem arbeiten einige Schulassitenzen im sogenannten „Pool-Modell“, das heißt, sie können sich insbesondere in Vertretungsfällen flexibler gegenseitig unterstützen.
Zurzeit arbeiten zwei Förderschullehrerinnen mit unterschiedlicher Stundenzahl an der GS Stockhausenstraße. Es zeigt sich, dass das Konzept, Förderschullehrkräfte fest an der Grundschule zu haben, die gemeinsame Arbeit im Team deutlich erleichtert, sodass die Unterstützung der Kinder verbessert wird. Dies trägt dazu bei, dass inklusive Arbeit vom gesamten Kollegium getragen wird. Um die Kinder über die sonderpädagogische Versorgung hinaus zu fördern, wird an unserer Schule zudem im Rahmen der Bildungs- und Teilhabemaßnahmen Sprachförderung angeboten, die fest in den Schulalltag intergiert ist. Außerdem ist an unserer Schule eine Schulsozialarbeiterin mit einem geringen Stundenumfang tätig.
Unterrichtsorganisation
Fachlehrkraft und Förderschullehrkraft planen Teile des Unterrichts möglichst gemeinsam für die gesamte Klasse und stimmen Unterrichtsinhalte ab. Planung und Beratung gehen selbstverständlich über den gemeinsam durchgeführten Unterricht hinaus. Es gibt keine durchgängige Zuständigkeitsaufteilung dahingehend, dass die Förderschullehrkraft nur für die Kinder mit Unterstützungsbedarf und die Grundschullehrkraft nur für die anderen Schüler:innen verantwortlich ist (Jede:r ist für jede:n zuständig). Auch die Elternarbeit sowie die Organisation und Durchführung von Festen und Feiern der Klasse, Ausflugs- und Klassenfahrtplanung sind gemeinsame Aufgabe. Gemeinsame, wöchentliche Planungszeiten sind hilfreich, um thematische Absprachen und Absprachen bezüglich des Classroom- managements (z.B. zu Sitzordnungen, verbindlichen Regeln, Verstärkersystemen, Helfersystemen...) zu treffen und Material her - und zusammenzustellen. Ebenfalls im Team erfolgt die individuelle Förderplanung, bei der Ziele formuliert, Maßnahmen festgelegt werden und die Zielerreichung evaluiert wird.
Im Unterricht können beide Lehrkräfte nach Absprache für bestimmte Unterrichtsinhalte und/oder Unterrichtsphasen verantwortlich sein. Dies gilt auch für die Betreuung einzelner Schüler:innen, für die Gewährung spezieller Hilfen und für die Begleitung von Kleingruppen (Teamteaching).
Die Schüler:innen lernen mit- und voneinander und helfen sich dabei gegenseitig. Dienste (Spielehaus, Hofdienst, Klassendienste) fördern das Miteinander und die Übernahme von Verantwortung für die Gemeinschaft. Für alle Kinder sind gemeinsame Rituale wichtig, ebenso wie die Möglichkeit, den Fähigkeiten entsprechend, an individualisierten Tages- oder Wochenplänen mit differenzierten Unterrichtsmaterialien zu arbeiten. Die Beschulung erfolgt somit sowohl zielgleich als auch zieldifferent dem individuellen Lernstand bzw. dem individuellen Unterstützungsbedarf des Kindes entsprechend.
Der Unterricht für die Kinder mit Unterstützungsbedarf ist thematisch und inhaltlich möglichst dicht am Regelunterricht orientiert. Die Förderung erfolgt nach Möglichkeit im Klassenverband, sodass sämtliche Schüler:innen einer Klasse am gemeinsamen Lerngegenstand arbeiten.
Ein breit gefächertes Angebot von Freiarbeitsmaterialien unterstützt die Möglichkeiten individuellen Lernens.
Elternarbeit
Zu einer inklusiven Schulgemeinschaft gehört für uns auch eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern. Dazu ist ein regelmäßiger Austausch notwendig. Zusätzlich zu den regelmäßigen Gesprächen und Beratungen gibt es an unserer Schule das Elterncafé mit dem Ziel, sich auszutauschen, Sprachbarrieren zu überwinden und Teilhabe zu ermöglichen. Wir sind bemüht, die Eltern mit in den Schulalltag einzubinden, zum Beispiel beim gesunden Frühstück oder der Durchführung des Basteltages.
Klassenbildung und Raumplanung
Dem Erlass entsprechend werden Kinder mit einem Unterstützungsbedarf bei der Klassenbildung doppelt gezählt. Schüler:innen mit einer Hörbeeinträchtigung werden, soweit möglich, innerhalb eines Jahrgangs in einer Klasse beschult. Dabei wird auf geeignete Räumlichkeiten (z.B. Schalldämmung) geachtet. Im Schulgebäude gibt es mehrere Räume, die zur Verfügung stehen, um mit einzelnen Kindern oder Kleingruppen intensiver, handlungsorientiert und spielerisch an den aktuellen Lerninhalten und Themen zu arbeiten.
Förderangebote
Sofern die personelle Versorgung es zulässt, finden an der Grundschule Stockhausenstraße folgende Förderangebote statt:
Lebenspraktischer Unterricht (LPU)
An einem festgelegten Wochentag wird gemeinsam eingekauft, Essen zubereitet und gekocht. Das Essen, Aufräumen, Abwaschen und das Aufräumen der Küche gehören zu den Unterrichtsinhalten des lebenspraktischen Unterrichts, von dem nicht nur die Kinder mit dem Unterstützungsbedarf Geistige Entwicklung profitieren. Darüber hinaus ermöglicht es der 5 Unterrichtsstunden umfassende, jahrgangsübergreifende lebenspraktische Unterricht den teilnehmenden Kindern, zu einer Gruppe zusammenzuwachsen. Sie erleben sich hier noch einmal anders als in der üblichen Klassenzusammensetzung, was als wesentlicher Beitrag zur Identitätsbildung verstanden wird („peer group“).
Mobile Gruppe (Mobi)
Zeitlich parallel zum lebenspraktischen Unterricht nehmen die Kinder mit einem Unterstützungsbedarf ebenfalls jahrgangsübergreifend an der „mobilen Gruppe“ (2 Unterrichtssunden) teil. Hier lernen sie, sich im Straßenverkehr sicher zu bewegen und suchen außerschulische Lernorte auf (Bücherei, Wochenmarkt, Spielplatz).
Musik und Bewegung (MuB)
An mehreren Tagen in der Woche treffen sich sämtliche Kinder mit einem Unterstützungsbedarf in einer festgelegten Unterrichtsstunde zum Förderangebot „Musik und Bewegung“. Hier wird miteinander gesungen, getanzt, getrommelt, Theater gespielt und Bewegungsangebote wahrgenommen (z.B. Yoga für Kinder). Außerdem werden kleine Merkspiele gespielt und die Sprache wird trainiert. Auch hier erleben sich die Schüler:innen in ihrer Kleingruppe anders als im Klassenverband.
Die Förderangebote dienen der Identitätsbildung, der Stärkung des Selbstbewusstseins, der Förderung des Körperbewusstsein, der Selbstständigkeit und der Merkfähigkeit sowie dem Alltagshandeln. Auch die Kommunikation und Sprachförderung bildet hierbei einen wesentlichen Teil.
Sportförderangebot
Darüber hinaus gibt es das Sportförderangebot „Fit wie ein Turnschuh“, an dem einige Kinder (auch ohne Unterstützungsbedarf) teilnehmen können. Hierbei wird die Motorik, die Koordination und das Selbstbewusstsein sowie das Regelbewusstsein und die Teamfähigkeit gefördert.
Lese-Mentor:innen
Außerdem sind an unserer Schule ehrenamtliche Lese-Mentor:innen im Einsatz, die Freude am Lesen wecken und das Lesenlernen unterstützen.
Arbeitsgemeinschaften und Forderunterricht
Besonders in Arbeitsgemeinschaften und bei der Vorbereitung auf schulübergreifende Wettbewerbe (zum Beispiel Känguru) fördern wir Begabung.
Jeden Freitag duftet es in der ganzen Schule. Beim Kochen stehen die Wünsche und Ideen der Kinder im Vordergrund. Der Döner im selbstgemachten Brot wurde mit besonders viel Begeisterung zubereitet und verzerrt.
Zeugnisse und Beurteilungen
Bei der Beurteilung der Leistungen der Schüler:innen konzentrieren wir uns besonders auf die Stärken. Die Zeugnisse entstehen im Austausch mit den Klassen- und Fachlehrer:innen, den Förderschullehrkräften und den jeweiligen Schulassistenzen. Diejenigen Kinder, die zieldifferent unterrichtet werden, erhalten im Verlauf der gesamten Schulzeit Berichtszeugnisse. Sofern in einzelnen Fächern eine zielgleiche Beschulung möglich ist, erhalten die Kinder in diesen Fächern ab Klasse 3 gleichermaßen Noten. Alle Kinder eines Jahrgangs bekommen zum gleichen Zeitpunkt Zeugnisse, das heißt auch Schüler:innen mit einem Unterstützungsbedarf GE erhalten Halbjahreszeugnisse.
Zieldifferent unterrichtete Kinder schreiben zieldifferente Lernzielkontrollen nach Möglichkeit parallel zu den Lernerfolgskontrollen der gesamten Klasse.
Einsatz und Qualifizierung der Lehrkräfte
Zu Schuljahresbeginn beraten Förderschullehrkräfte zunächst untereinander über den Einsatz in den Klassen. Dabei werden die Klassenzusammensetzung, die Förderbedarfe sowie die Grundversorgung berücksichtigt und der Stundenumfang pro Klasse festgelegt. Danach erfolgt die Abstimmung mit der Schulleitung.
Nach Möglichkeit werden Förderschullehrkräfte nicht im Vertretungsunterricht eingesetzt, um so die Förderung durchgängig aufrechtzuerhalten.
Einige Kolleginnen haben eine vom NLQ seinerzeit angebotene Fortbildung für Grundschullehrkräfte zur Inklusion besucht.
Des Weiteren finden regelmäßig Team-Fortbildungen im multiprofessionellen Team zu gemeinsamen Schwerpunktthemen inklusiver Beschulung statt.
Außerdem gibt es seit einigen Jahren die „Fachkonferenz Inklusion“, an der sämtliche Lehrkräfte, pädagogischen Mitarbeiter:innen und Schulassistenzen sowie die gewählten Elternvertreter:innen teilnehmen. Hier werden oft Referent:innen zu bestimmten Themengebieten und Fragestellungen eingeladen.
Es besteht zudem die Möglichkeit einer gemeinsamen, bedarfsorientierten Supervision.
Stand: August 2023 (Ergebnis der Fachkonferenz Inklusion im März 2023)